21. September 2020

Kinder erkunden den Wald

Naturgruppe des Städtischen Kindergarten Waibstadt eröffnet – Von 20 Plätzen sind noch wenige frei – Zusammenarbeit mit Förster und Jäger

Freuen sich über die Eröffnung der Naturgruppe des Städtischen Kindergarten Waibstadt (von links): Kindergartenleiterin Birgit Link, Bürgermeister Joachim Locher sowie die Erzieherinnen und Kinder.
Foto: Christian Laier

Ungeduldig stehen die Kindergartenkinder bereit und warten, bepackt mit ihren Rucksäcken und einem Bollerwagen, dass endlich der ersehnte Abenteuer-Spaziergang in den Wald beginnt. Nebenan werden die offiziellen Reden zur Eröffnung der Naturgruppe des städtischen Kindergartens im BiesigWald gehalten. Corona bedingt hatte sich der Start um mehrere Monate verzögert. Doch nun fiel nach langem Warten der Startschuss, und die Kindergartenkinder dürfen nun von Montag bis Freitag die städtischen Wälder erkunden.

„Diese Waldgruppe war schon lange ein heimlicher Wunsch von mir, da ich überzeugt bin, dass wir unseren Kleinsten damit wichtige Werte und Erfahrungen vermitteln können. Das Ambiente hier ist sehr gelungen“, freut sich Bürgermeister Joachim Locher. „Lange haben die Kinder und wir Erzieherinnen warten müssen, jetzt kann es endlich losgehen“, sagt Birgit Link vom Leitungsteam des städtischen Kindergartens dazu. Besonderer Dank galt dem Team des Bauhofes, das die kleinen Hütten im Wald errichtet und saniert hat, sowie der Rathausbediensteten Anni Wagenblass, die sich um die Abwicklung der Formalitäten mit den zuständigen Genehmigungsbehörden gekümmert hatte.

Bei der Naturgruppe handelt es sich um eine ausgelagerte Gruppe des Städtischen Kindergarten Waibstadt mit einem festen Team von Erzieherinnen, die sich im Wald um die Kindergartenkinder kümmern. Zum Naturgruppenteam gehören die Pädagoginnen Christiane Walch, sie leitet die Naturgruppe, sowie Sandra Giovane, Ute Bürkel und Leyla Schäfer. Die Eltern bringen ihre Kinder am Morgen direkt in den Wald, dort beginnt der Tag mit dem klassischen „Morgenkreis“, und holen sie zur Mittagszeit dort wieder ab. Nur bei drohendem Unwetter oder extremer Kälte werden die Kinder in einem Ausweichraum in der ehemaligen Grundschule betreut. Ansonsten sind die Kinder der Naturgruppe immer in der Natur, auch bei schlechtem Wetter.

Neben dem Parkplatz unterhalb der Grillhütte im Biesig-Wald wurde in monatelanger Arbeit die ehemalige Pflanzschutzhütte umgebaut. So entstand ein gemütlicher Aufenthaltsraum mit einem Sofa, Tischen und Bänken, Regalen und einem Specksteinofen, der die Hütte im Winter beheizt, in dessen Backröhre aber auch Kuchen gebacken werden kann. Nebenan entstand ein Toilettenhäuschen, in dem moderne WCs und ein Waschbecken vorhanden sind. Ein Wasser- und Abwasseranschluss und Strom sind vorhanden. Insgesamt 20 Plätze stehen zur Verfügung. Wenige Tage nach der Eröffnung sind es noch sieben Plätze, die vergeben werden können.

Birgit Link erinnert sich daran, dass viele Bestimmungen erfüllt werden mussten, um eine Naturgruppe betreiben zu dürfen: „Ganz am Anfang, als wir die Idee hatten, dieses Projekt anzugehen, hatten wir noch die Info, dass es ausreichen würde, den Toilettengang mit einem Klappspaten im Wald zu erledigen. Jetzt steht hier ein komfortables Sanitärgebäude, um die Anforderungen der Behörden zu erfüllen.“

Das Konzept der pädagogischen Arbeit richtet sich wie im Stammhaus nach der „Offenen Arbeit“. Wegen der Nähe zur Natur wird noch mehr Wert auf Nachhaltigkeit und Müllvermeidung gelegt. So nehmen die Kinder Essensreste, die in ihrer Vesperdose übrig bleiben, wieder mit nach Hause. Während der Betreuungszeit sind die Kinder mit ihren Erzieherinnen die meiste Zeit im Wald unterwegs. Der örtliche Förster ist ebenfalls ins pädagogische Konzept einbezogen. Es ist geplant, die benachbarte Christbaumanlage gemeinsam mit den Kindern zu bewirtschaften und einen Christbaumverkauf anzubieten. Die Jäger des betroffenen Gebietes sollen ebenfalls einbezogen werden.

Mit großer Vorfreude starten die Kinder und ihre Erzieherinnen bei bestem Wetter nach der kurzen offiziellen Eröffnung ihre Erkundungstour durch den Wald. Mit dabei im Bollerwagen ist auch ein grüner Klappspaten, den eine Erzieherin zur Eröffnung von ihrem Ehemann geschenkt bekommen hat. Zudem wurden die Erzieherinnen zum Start von der Stadt Waibstadt mit geeigneter „Outdoor“-Bekleidung ausgestattet. Der täglichen Erkundung des „Biesigs“ steht nun ab sofort nichts mehr im Wege.