Konzept Offene Arbeit

Definition Offene Arbeit

Neue Anforderungen und Herausforderungen in der Gesellschaft führten dazu, dass in der Pädagogik ein Umdenken und eine Anpassung an die neuen Gegebenheiten erforderlich waren. In den 1980er Jahren gab es eine Reihe engagierter pädagogischer Fachkräfte, die ihre Arbeit kritisch reflektierten. Durch neue Forschungsergebnisse und das Überdenken der pädagogischen Arbeit sahen diese eine Reformation der Pädagogik als notwendig.

Bei der Entwicklung des Konzeptes der Offenen Arbeit sind Elemente aus der Reggio-Pädagogik, dem Situationsansatz und Maria Montessori von Bedeutung. Montessori spielt hierbei eine entscheidende Rolle, da sie der Ansicht war, dass Kinder ihr Lernen selbst in die Hand nehmen und das Lernen intrinsisch in ihrem eigenen Tempo stattfindet. Somit liegt dem Konzept der Offenen Arbeit das Bild vom Kind zugrunde, dass Kinder neugierig und motiviert sind, sich selbst weiterzuentwickeln. Das Kind ist Gestalter seiner Entwicklung. Der Fokus in der Offenen Arbeit liegt somit auf der Individualität jedes einzelnen Kindes. Das heißt jedes Kind hat individuelle Bedürfnisse und Interessen, einen eigenen Lebensweg und individuelle Entwicklungsprozesse, die es zu begleiten gilt. Kinder erfahren im Konzept der Offenen Arbeit ein hohes Maß an Selbstbestimmung, was die Selbstständigkeit der Kinder enorm fördert und sie für das spätere Leben in der Gesellschaft vorbereitet.  Durch die Selbstbestimmung wählen sich die Kinder ihre eigenen Spielpartner bzw. Spielgruppen aus und üben sich dabei im sozialen Miteinander.

Die Offene Arbeit zeichnet sich durch freiheitliches Denken und viel kreativen Spielraum aus. Deshalb werden Kinder nicht in festen Gruppen unterrichtet, sondern lernen, für sich selbst Funktionsräume auszuwählen, die sie interessieren.

Für die Naturgruppe heißt dies, dass Ihr Kind sich innerhalb der ausgemachten Grenzen des Spielareals seinen Spielplatz selbst frei wählen kann.

Der Städtische Kindergarten Waibstadt arbeitet seit Mitte der 1990er Jahren nach dem Konzept der Offenen Arbeit und entwickelt dieses stets weiter. Durch die offene Grundhaltung werden die Spielfreude, das Engagement, sowie die Begeisterung Ihres Kindes um ein vielfaches gesteigert. Dadurch erhöht sich die Konzentrationsfähigkeit und die Aufmerksamkeit Ihres Kindes.

Bild vom Kind

Das Offene Konzept sieht jedes Kind in seiner Einzigartigkeit als Mittelpunkt der pädagogischen Arbeit und als aktiven Konstrukteur seiner Entwicklung. Dem Kind wird zugetraut, seine Lernprozesse eigenständig und selbstbestimmt gestalten zu können. Die pädagogischen Fachkräfte unterstützten es hierbei in seiner Individualität und orientieren sich an seinen Interessen, Bedürfnissen und Stärken. Sie ermöglichen ihm, sich mit seiner Umwelt aktiv auseinanderzusetzen und vielfältige Erfahrungen zu sammeln.

Durch die offene Grundhaltung hat Ihr Kind mehr Freiräume, sowie größere Entfaltungsmöglichkeiten. Dadurch wird es selbst offener für Neues und steigert sein Selbstbewusstsein.

Funktionsräume

Durch das Umgestalten der Gruppenräume zu sog. Funktionsräumen kommen die pädagogischen Fachkräfte den Interessen und der Lernmotivation des Kindes verstärkt und nachhaltig entgegen. Im Vorfeld werden Interessenskonflikte vermieden, weil jedes Kind in dem von ihm gewählten Raum seinen altersgemäßen Neigungen und Bedürfnissen nachgehen kann.

Durch das in den Funktionsräumen vorhandene Themenangebot kann es dort in intensivem Spielen, Forschen und Sich-Erproben persönliche Erfahrungen machen, sein Wissen erweitern und seine eigenen Stärken und Schwächen besser verstehen lernen. Dabei wird es mit gut vorbereitetem Material und nach verschiedenen situativen Ansätzen wie beispielsweise der Montessori- oder Reggio-Pädagogik in seiner persönlichen Entwicklung unterstützt.

Die Plätze unter freiem Himmel in der Naturgruppe können durch die stetige Veränderung in der Natur durch Jahreszeiten und Wetter immer wieder neu erlebt werden. So gibt es stets Möglichkeiten für Ihr Kind, sich die Umwelt durch intensives Forschen und sich Erproben zu erobern. Ihr Kind lernt dadurch seine Stärken und Schwächen besser kennen.

Nähere Informationen zu unseren Funktionsräumen finden Sie unter „Wir über uns“ – „Bildungsräume“.

Die Rolle der pädagogischen Fachkraft

Offene Arbeit beginnt in den Köpfen und Herzen der Erzieher*innen, die bereit sind, sich immer wieder auf neue Gegebenheiten einzustellen, ihre Arbeit kritisch zu hinterfragen und zu reflektieren.

Die päd. Fachkraft ist aufgefordert, sich dem Kind achtsam und offen zu nähern, um es auf seinem individuellen Lebensweg in die Gesellschaft zu begleiten. Dabei setzt sie ihr Vertrauen in die Fähigkeit des Kindes, Herausforderungen, die diesem begegnen, selbst zu bewältigen und gewährt ihm ein Höchstmaß an Selbstbestimmung.

Die päd. Fachkraft schafft den Rahmen, in welchem ein angenehmes Zusammenleben möglich ist. Alle nötigen Grenzen und Regeln, wie sie in jedem sozialen Miteinander nötig sind, werden gemeinsam mit Ihrem Kind gestaltet und erlebbar gemacht.

Die Besprechungserzieher*in

Im Konzept der Offenen Arbeit hat das Kind die Möglichkeit, seine Beziehungen frei zu wählen. Für die Eltern ist es jedoch wichtig zu wissen, an wen sie sich bei Fragen und Schwierigkeiten bezüglich ihres Kindes wenden können.

Diese Aufgabe übernimmt die Besprechungserzieher*in Ihres Kindes.

Sie zieht die Fäden zusammen, führt hauptverantwortlich das Portfolio mit Ihrem Kind und ist für dessen systematische Beobachtungen zuständig

Sie übernimmt auch die Eingewöhnung Ihres Kindes, steht ihm bereits vom ersten Kindergartentag an zur Verfügung und kann ihm somit die nötige Sicherheit vermitteln. Auf diesen Grundlagen aufbauend und im ständigen Austausch mit den Kolleg*innen verfasst sie die Entwicklungsberichte, führt die regelmäßigen Gespräche mit Ihnen und gestaltet somit aktiv die Erziehungs- und Bildungspartnerschaft.

Das Fachfrauenprinzip

Durch die Auflösung der Gruppenstrukturen und die Gestaltung von Funktionsräumen und Werkstätten verändern sich auch die Anforderungen an die pädagogischen Fachkräfte. Neben ihrer Rolle als Expert*in in allen pädagogischen Angelegenheiten bietet die Offene Arbeit dem Fachpersonal in besonderer Weise, eigene Interessen, Stärken und Kompetenzen in den Kindergartenalltag einzubringen. Jede Fachkraft hat die Möglichkeit, sich auf einen oder mehrere Bereiche zu spezialisieren, um mit dem erworbenen theoretischen und praktischen Wissen eine qualitativ hohe Arbeit zu leisten.

Dies unterstützt den Grundgedanken der Offenen Arbeit, Lernorte genau so zu gestalten, dass sie Zeit, Raum und Inspiration für einen offenen Lernprozess für Ihr Kind bieten.

Unsere jeweiligen Schwerpunkte können Sie unter „Wir über uns“ – „Das Kindergarten-Team“ nachlesen.